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Ahnenforschung: Auf den Spuren der Vorfahren


Wer sind meine Vorfahren? Ahnenforschung ist wieder populär

t-online, Nicola Wilbrand-Donzelli

Aktualisiert am 29.05.2013Lesedauer: 5 Min.
Auch unter jüngeren Menschen erfreut sich Ahnenforschung wieder zunehmender Beliebtheit.Vergrößern des BildesAuch unter jüngeren Menschen erfreut sich Ahnenforschung wieder zunehmender Beliebtheit. (Quelle: imago-images-bilder)
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Wo komme ich her? Wer waren meine Vorfahren? Für solche Fragen interessieren sich immer mehr Menschen. Sie fahnden in alten Kirchenbüchern, auf Standesämtern, Friedhöfen oder im Internet nach ihren Ahnen, versuchen die Familiengeschichte über Jahrhunderte zurück zu verfolgen und einen Familienstammbaum anzulegen. Die Genealogie, so wie die Familienforschung mit wissenschaftlichen Namen heißt, boomt weltweit. Schätzungen zufolge sind allein in den USA über 100 Millionen Menschen auf der Suche nach ihren Wurzeln und auch in Deutschland ist die Suche nach Vorfahren zu einem beliebten und weit verbreiteten Hobby geworden. Die Zeit, in der Genealogen als schrullige Eigenbrötler galten, ist vorbei - und sogar Kinder finden es spannend, etwas über ihre Familie aus längst vergangenen Zeiten zu erfahren.

Die Faszination alter Fotos

Die fünfjährige Mira liebt das alte Familien-Fotoalbum mit den vergilbten Seiten und den unscharfen, bräunlichen Fotos. Wenn ihre Mama dabei ist, darf sie ganz vorsichtig darin blättern und schaut dann fasziniert immer wieder die Kinder-Bilder von ihrer Ur-Ur-Oma mit deren fünf Geschwistern an, die meist mit ziemlich ernsten Blick in die Kamera sehen. "Die stehen alle so steif da und lachen gar nicht, aber sie sind so ähnlich angezogen wie beim Michel von Lönneberga", kommentiert dann Mira die Bilder. Vor allem die Matrosenanzüge der kleinen Jungen findet sie besonders lustig.

Durch die antiquierten Fotos hat Mira eine gewisse Vorstellung von ihrer Vorfahren und sie kennt auch viele Einzelheiten über die Familie von damals. Denn ihre Mutter pflegt die Familientradition, alte Geschichten von Generation zu Generation weiter zu erzählen und damit Erinnerungen an die Verwandtschaft wach zu halten. So erscheinen die vergangenen Zeiten für Mira nicht nur faszinierend, sie werden auch lebendig.

Genealogie ist wieder salonfähig

Die Begeisterung für "alte Familienbande", wie sie in Miras Familie kultiviert wird, galt lange Zeit als unpopulär. Sich für die eigenen Vorfahren zu interessieren, war vor allem unter jungen Erwachsenen als verschroben und altmodisch verschrien. Außerdem hatte Genealogie jahrzehntelang, durch die Art, wie sie während des Dritten Reiches benutzt wurde, einen äußerst bitteren Beigeschmack. Doch der Zeitgeist hat sich gewandelt: Immer mehr - vor allem unter Dreißigjährige - wollen etwas über ihre Verwandtschaft von "Anno Dazumal" erfahren, stöbern auf verstaubten Dachböden nach Spuren der Ahnen oder wälzen, falls vorhanden, alte Familienchroniken. Offenbar existiert eine neue Sehnsucht nach der eigenen Vergangenheit, und der Wunsch private Geschichtsschreibung zu betreiben ist groß.

Familiäre Wurzeln geben Orientierung

Für viele Wissenschaftler ist es kein Widerspruch, dass solche Sehnsüchte nach familiären Ursprüngen ausgerechnet in einer Zeit aufkommen, die sich besonders dadurch auszeichnet, dass sie sehr schnelllebig ist und den Ruf hat, wenig dauerhafte Werte und Traditionen zu vermitteln. Eine kanadische Studie, die die Motivation solcher privater Familienforscher untersuchte, kam zu dem Ergebnis, dass die Beweggründe in der Vergangenheit der Ahnen zu recherchieren, vor allem mit dem eigenen Leben der Befragten zu tun hatte. Alle antworteten sehr ähnlich: Sie wollten durch ihre Zeitreise vor allem wissen, wo ihre Wurzeln liegen und wollten ihre Vorfahren, von denen sie vielleicht nur den Namen kannten, als Menschen wahrnehmen und kennenlernen. Dadurch, so gaben die Hobbyforscher an, fänden sie selbst Halt und Orientierung in einer Welt, die zunehmend auf Mobilität und Flexibilität setzte.

Viele Hobby-Ahnenforscher werden aber auch von der puren Neugier angetrieben. Sie hoffen bei ihrer detektivischen Puzzlearbeit etwa in alten Chroniken, in Standesamtsregistern oder Kirchenbüchern vielleicht eine imagefördernde historische Berühmtheit oder einen blaublütigen Urahn ausfindig zu machen. Oder sie wollen einfach nur exzentrische Familienmitglieder aufstöbern, über die wunderbare oder skurrile Geschichten existieren. Für den Familiengeschichtsforscher Lupold von Lehsten, der unter seinen mittelalterlichen Ahnen sogar einen Richter für Hexenprozesse nachwies, hat die Beschäftigung mit der Vergangenheit auch immer viel mit der Gegenwart zu tun. Gegenüber "Planet Wissen" sagte er: "Letztendlich ist das immer ein Gewinn. Schließlich können wir aus der Geschichte ja lernen und Schlüsse für unsere eigene Lebensgestaltung ziehen."

Internet erleichtert Ahnensuche

Ausgerechnet durch das Internet, das Symbol unserer schnelllebigen und globalisierten Zeit, wird dieser Trend rund um die Suche nach familiären Traditionen noch begünstigt und gefördert. Denn im Web hat man unkompliziert und unmittelbar Zugriff auf viele Datenbanken oder Archive, die bei der Suche nach Ahnen auf allen Kontinenten weiter helfen können. Ein perfektes Hilfsmittel für Genealogen sind auch die sozialen Netzwerke. Hier kann man durch die vielschichtige Kommunikation entweder Recherchehelfer finden oder aber sogar Verwandte treffen, von denen man bisher noch nichts wusste und die vielleicht Teil eines unbekannten Stammbaum-Zweiges sind. Die größte Anlaufstelle für Hobby-Ahnenforscher sind allerdings unzählige Webseiten, die sich mit Genealogie beschäftigen. Das Angebot reicht von Stammbaum- bis zu Wappensuchmaschinen.

Junge Eltern werden selbst zu "Ahnen"

Auch der 36-jährige Autor und Blogger Timo Kracke ist ein leidenschaftlicher Hobby-Ahnenforscher. Bereits 1997 begann er im Internet zu fahnden und seitdem ist er vom Virus der Genealogie befallen, wie er gegenüber "myheritage.de" erzählt: "Fast jeder Familienforscher wird mir bestätigen können, wenn man die ersten Erfolgserlebnisse hat, wird es schnell zu einer kleinen Sucht." Mittlerweile hat er mehr als 4500 Namen in seiner Ahnendatenbank - mitsamt allen familiären Beziehungen und die Aufzeichnungen gehen sogar bis ins Jahr 1420 zurück.

Besonders angespornt in seiner "Vergangenheit zu graben" fühlte sich der junge Genealoge, nachdem vor sechs Jahren seine Tochter geboren wurde. Denn durch seine Vaterschaft ist Timo Kracke selbst in die Riege der "Ahnen" aufgestiegen und es ist nun noch wichtiger für ihn die Geschichte seiner Familie der Nachwelt zu erhalten und sie vor allem dem eigenen Nachwuchs zu vermitteln.

Familienforschung im Kindergarten

Das hat der junge Vater dann auch bald in die Praxis umgesetzt: Als seine Tochter fünf Jahre alt war, hatte Timo Kracke die Idee einen Familienstammbaum mit seiner Kleinen zu basteln, um sie in die "Materie einzuführen". Daraus entwickelte sich nach weiterer erfolgreicher Erprobung im heimischen Kindergarten ein Internetangebot namens "Familienforscherprojekt" mit Bastelanleitungen und Spielen rund um das Thema Ahnenforschung.

Diese spielerische Art und Weise schon die Kleinsten für die Vergangenheit zu begeistern, beweist, dass die Genealogie tatsächlich nicht mehr "von gestern" ist. Doch Ahnen-Spezialist Timo Kracke ist sich trotz aller Leidenschaft bewusst, dass der Blick nach hinten nicht das Wichtigste sein darf: "Eine Steigerung meines Hobbys wäre eigentlich kaum noch möglich ohne meine Familie zu vernachlässigen und auch, wenn mich die Geschichten um die Geschichte der Familie sehr interessieren, ist mir die Familie im Heute und hier wichtiger und ich erlebe mit meiner Frau und den Kindern lieber neue Geschichten!"

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