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Trennung - Welche Besuchsregelungen sind gut für unser Kind?


Besuchsregelungen
Welche Besuchsregelungen sind am besten für unser Kind?

t-online, Jenni Zwick

Aktualisiert am 11.07.2012Lesedauer: 5 Min.
Alleinerziehend: Wenn sich die Eltern trennen, sollten im Interesse des Kinder sinnvolle Besuchsregelungen getroffen werden.Vergrößern des BildesWenn sich die Eltern trennen, sollten im Interesse des Kinder sinnvolle Besuchsregelungen getroffen werden. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)
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"Ich kann nicht mehr, ich ziehe aus!" Die Trennung, die für Eltern oft ein Befreiungsschlag ist und als schwierige aber richtige Entscheidung gesehen wird, ist für die meisten Kinder erstmal eine Katastrophe. Aber eine Trennung der Eltern ist nicht unbedingt das Ende einer glücklichen Kindheit oder der Beginn eines unglücklichen Lebens. Langzeitstudien belegen, dass auch Trennungskinder zufrieden aufwachsen, wenn beide Elternteile liebevoll und verantwortungsvoll um sie kümmern. Die Kinder bekommen häufig zwei Zuhause, statt wie früher hauptsächlich bei der Mutter zu leben und nur einen Wochenend-Papa zu haben. Doch welche Familienmodelle kommen für ein getrenntes Elternpaar in Frage? Gibt es Regelungen, die Kindern eher schaden als helfen und auf was müssen Eltern achten?

Das Ende der Partnerschaft löst die Elternschaft nicht auf. Um ihren Kindern über die Trennungszeit hinwegzuhelfen, ist es wichtig, dass die Eltern zumindest in diesem Punkt an einem Strang ziehen und den Kindern zeigen: Es ändert sich nicht zu viel für euch. Wir sind immer noch für euch da - ihr müsst keine Angst haben, Mama oder Papa nicht mehr sehen zu dürfen. Familientherapeut Wolfgang Jaede schreibt in seinem Buch "Was Scheidungskindern Schutz gibt", dass es Scheidungskindern dann gut gehe, "wenn beide Eltern auch nach der Scheidung zur Verfügung stehen, sich respektvoll begegnen und keiner versucht, das Kind auf seine Seite zu ziehen."

Für ihn hat sich das gemeinsame Sorgerecht bewährt, nach dem Vater und Mutter "die gemeinsame erzieherische Verantwortung tragen". Dabei sei es nicht wesentlich, dass die Zeit zwischen den Eltern genau aufgeteilt werde. Wesentlich sei allerdings, dass sich die Eltern, die sich die Betreuung teilen, in der Erziehung stark aufeinander abstimmen. Voraussetzung hierfür ist, dass es den Eltern gelingt, die gescheiterte Partnerschaft von der Elternschaft zu trennen und ihre Konflikte von den Kindern fernhalten können. Eine gute Möglichkeit kann es sein, dass sich die Eltern vornehmen eine Art Arbeitsgemeinschaft zu bilden, in der sich regelmäßig über das Kind ausgetauscht und abgesprochen wird.

Welches Familienmodell für welches Alter?

Wenn die Eltern sich einig sind, dass sie zum Wohle ihres Kindes oder ihrer Kinder gemeinsam erziehen möchten und dies auch ohne größere Streitigkeiten schaffen, ist es wichtig, eine Regelung zu finden, die altersgemäß ist und dem jeweiligen Kind gerecht wird. Vor allem spielt die erworbene Bindung an den ausgezogenen Elternteil eine große Rolle.

Modelle für die frühe Kindheit

Bei Kindern bis etwa 18 Monaten sind kurze, aber häufigere Kontakte sinnvoll. Das ausgezogene Elternteil sollte das Kind mehrmals einige Stunden pro Woche sehen. Bei diesen Kontakten kann das Kind die Stimme oder das Gesicht wiedererkennen und die Bindung bleibt bestehen bzw. wird weiter ausgebaut. Das sei "günstiger als lange Abstände", schreibt Jaede. Er rät eher dazu, das Kind in seiner Umgebung zu lassen und rät von wechselnden Übernachtungen ab, da das Kind in diesem Alter eine sichere Atmosphäre brauche.

Regelungen für das Kleinkindalter

Kinder zwischen eineinhalb und drei Jahren "erinnern" sich stärker an ihre Eltern und sind in der Lage, längere und weiter auseinander liegende Besuchszeiten zu verkraften. Dennoch sind Besuche in regelmäßigen und nicht zu langen Abständen wichtig. Wolfgang Jaede schreibt, dass "mit zunehmender Bindungssicherheit und bei einem konfliktfreien Verhältnis der Eltern zueinander auch einzelne Übernachtungen oder Aufenthalten von einigen Tagen Dauer" denkbar sind.

Vorschulalter: Geeignete Besuchsregelungen

Für Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren sind Wochenendaufenthalte, längere Übernachtungsphasen und Ferienaufenthalte von ein bis zwei Wochen möglich. Wichtig ist, dass die Regelung für das Kind klar ersichtlich ist und es sich nicht hin und her geschoben fühlt. Außerdem sollte das Kind nicht aus seiner Welt "herausgerissen" werden, sondern eine gewisse Kontinuität herrschen. Bei längeren Abständen ist eine gute Erreichbarkeit des nicht anwesenden Elternteils sehr wichtig. Das Kind sollte die Möglichkeit haben, seine Mama oder Papa anrufen und sich versichern zu können, dass sie oder er "noch da" ist und, dass es ihm gut geht.

Längere Aufenthalte im Schulalter

Im Alter zwischen sechs und zehn Jahren sind längere Aufenthalte bei einem Elternteil kein Problem mehr. In diesem Alter können sich die Kinder vorstellen, wo das andere Elternteil wohnt und sich wahrscheinlich gerade aufhält. Ein Zeitraum von zwei bis drei Wochen ist mittlerweile überschaubar, trotzdem sollten längere Pausen in der Betreuung vermieden werden, da die Beziehung sonst zu sehr "ausgedünnt wird", so Jaede. Da in diesem Alter zunehmend andere Kontakte, beispielsweise zu Freunden und Schulkameraden, wichtig werden, sollten beide Elternteile sicher stellen, dass die Kinder die Möglichkeit haben, Kontakt zu den Freunden zu halten, egal in welchem Zuhause es sich gerade befindet. In der Schulzeit werden Absprachen zwischen den Eltern noch relevanter, da sie sich häufiger über Hausaufgaben, schulische Leistungen, Fahrten ins Schullandheim etc. absprechen müssen.

Mehr Flexibilität in Vorpubertät und Pubertät

Bis zum Alter von zwölf bis dreizehn Jahren sind abgesprochene und regelmäßige Besuchskontakte empfehlenswert. Ab etwa vierzehn Jahren wollen viele Jugendliche die Termine gerne freier und flexibler (mit)gestalten. Die Autonomie wird immer wichtiger und es kann passieren, dass der Jugendliche Partei für ein Elternteil ergreift und möglicherweise längere Aufenthalte in diesem Zuhause bevorzugt. Auch brauchen Teenager für ihre Identitätsentwicklung stärkere weibliche oder männliche Vorbilder und Partnerschaftsmodelle, die sie möglicherweise zum einen oder anderen Elternteil ziehen lassen.

Wie viele Zuhause verträgt ein Kind?

Auch wenn das Verhältnis zum Ex-Partner gut, die gemeinsame Erziehung möglich ist und das Kind sich in den zwei Lebenswelten wohl zu fühlen scheint – die Zweifel vieler Eltern bleiben: Machen wir das Richtige? Fühlt sich unser Kind wirklich wohl oder fühlt es sich hin und hergerissen? Diese Fragen können wahrscheinlich erst nach vielen Jahren gänzlich beantwortet werden. Doch heutige Familientherapeuten, Pädagogen und Wissenschaftler bestärken Eltern in Trennungssituationen zu individuellen Familienmodellen.

Der Kinderarzt und Autor Remo H. Largo schreibt in seinem Buch "Glückliche Scheidungskinder", dass zwei gleichwertige Zuhause zwar eine Mehrbelastung seien, dass es aber nicht auf die Anzahl ankomme, sondern auf die Sicherheit, die dem Kind dort geboten würde. Ob die Mehrbelastung für das Kind "erträglich ist, hängt davon ab, wie die Besuche organisiert sind und - vor allem - wie wohl sich die Kinder an den beiden Orten fühlen." Seiner Meinung nach werde die klassische Regelung, in der der Vater sein Kind alle vierzehn Tage sehen kann, den Kindern nicht gerecht. Doch müssten die Eltern individuell auf ihre Kinder eingehen und schauen, wie sie mit den Besuchsregeln zurechtkommen.

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