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Lesen: Comic-Romane erobern die Kinderzimmer


Erziehung
Lesen für Buchmuffel: Comic-Romane erobern die Kinderzimmer

t-online, Nicola Wilbrand-Donzelli

06.12.2011Lesedauer: 4 Min.
Comic-Romane kommen bei jungen Lesemuffeln gut an.Vergrößern des BildesComic-Romane kommen bei jungen Lesemuffeln gut an. (Quelle: imago-images-bilder)
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Comic-Romane liegen im Trend. Immer mehr dieser belletristischen Mischwesen, die eine Geschichte sowohl mit graphischen als auch mit literarischen Mitteln erzählen, machen sich in den Auslagen der Buchhandlungen breit. Und auch viele namhafte Verlage bieten zunehmend diese sogenannten "Graphic Novels“ sowohl in ihren Erwachsenen - als auch Kinder-und Jugendprogrammen an.

Beliebt bei jungen Lesemuffeln

Manche Kritiker tun diese Bücher allerdings als gedrucktes Fast-Food ab, die meisten aber begrüßen das Genre als neue ambitionierte Literaturform. Geliebt werden Comic-Romane vor allem von Kindern. Sie mögen den bunten Cocktail aus unterschiedlichen "Kunstgattungen". Die durch Illustrationen aufgelockerte Erzählweise - ohne dominierende Bleiwüste - kommt speziell bei jungen Lesemuffeln gut an. Das sind unsere Lesetipps für Buchmuffel.

Vorreiter waren die "Graphic Novels" aus den USA

Ursprünglich kommen Comic-Romane aus Amerika. Sie waren anfänglich keineswegs als Lesefutter für Kinder gedacht, sondern für Erwachsene konzipiert. "Graphic Novels" heißen sie in den USA und bezeichnen Erzählungen, bei denen der Textanteil und die Bilder eine gleichberechtige Rolle spielen und sich ergänzen. Im Vergleich zu den klassischen Comics sind die Geschichten allerdings wesentlich komplexer und anspruchsvoller - die Autoren und Zeichner versuchen, mehr Tiefgang in das Genre zu bringen. Ihre Kombination aus Bild und Text erinnert nicht selten an die zeichnerische Aufgliederung eines Szenenbuchs für einen Kinofilm. Auch in ihrer äußeren Form dokumentieren Comic-Romane ihren literarischen Anspruch. Sie werden nicht als schlabberige Groschenheftchen am Kiosk gehandelt, sondern als hochwertige Hardcover im Buchladen verkauft.

Keine fiktiven Superhelden in bunter Kulisse

Inhaltlich unterscheiden sich Comic-Romane ebenfalls von herkömmlichen "Sprechblasenheftchen". Auf pure Komik mit Slapstick-Pointen kommt es hier nicht an und es gibt auch keine fiktiven Superhelden mehr, die in quietschbunter Kulisse mit "Peng", "Zack" und "Bumm" lautstark den Kampf gegen das Böse aufnehmen oder sich entsprechend actiongeladen aus ebenso brenzligen wie lustigen Situationen retten. In Comic-Romanen sind die Protagonisten eher alltagstauglich und Geschichten, die das Leben schrieb, stehen im Vordergrund. Insofern ist die Bezeichnung "Comic" irreführend. Cartoon-Roman wäre passender.

Mit "Gregs Tagebüchern" fing alles an

Witzig geht es aber trotzdem in zahlreichen Comic-Romanen zu. Gerade Kinder finden hier besonders attraktive Geschichten, die auch viel mit ihrem eigenen Mikrokosmos in all seinen Facetten zu tun haben. Die berühmteste und erfolgreichste Publikation ist "Gregs Tagebuch". Es machte Comic-Romane für die jüngere Generation erst richtig populär, ebnete den Weg für weitere Autoren und etablierte diese literarische Gattung in Deutschland. Mittlerweile gibt es das sechste Buch rund um den zehnjährigen vorpubertierenden Anti-Helden Greg, getextet und gezeichnet von dem Amerikaner Jeff Kinney, der eigentlich Onlineentwickler- und -designer ist.

Mit "Gregs Tagebüchern" konnte sich eine großes Publikum - meist Jungs in Gregs Alter - zum ersten Mal die gelungene Mixtur eines Comic-Romans erschauen und erlesen. Der Text in krakeliger "Handschrift" und die lustigen Cartoons in Strichmännchen-Manier sind hier auf sehr homogene Weise verschmolzen. Die Zeichnungen fungieren nicht als Illustrationen, sondern ergänzen den Text als eigenständige Erzählelemente, sind sozusagen das i-Tüpfelchen auf der Pointe. Dabei ist der Seitenaufbau locker und der Bildanteil hoch, was zusammen mit einer humorvollen, flapsigen Story mit Vorbildern aus dem echten Leben selbst bei überzeugten "Bücherhassern" erstaunliches Verführungspotential entwickelt.

Comicromane kommen kindlichen Sehgewohnheiten entgegen

Die meisten Experten begrüßen vor allem für Kinder die neue Literaturform der Comic-Romane und sehen diese Verbildlichung nicht unbedingt als kulturloses Fast-Food. Für die Vorsitzende des "Arbeitskreises für Jugendliteratur" (AKJ) Regina Pantos haben Bilder einen ebenso großen Stellenwert wie das geschriebene Wort. Gegenüber dem "Börsenblatt" erklärte sie: "Auch Bilder zu lesen ist eine Kunst, die vergnüglich sein kann. Wir sollten uns daran erinnern, dass der Urvater des Comics, Wilhelm Busch, aus Deutschland kam."

Außerdem, so die Fachfrau, käme das Genre den Sehgewohnheiten der Kinder und auch der jüngeren Elterngeneration entgegen, sei deshalb also sehr zeitgemäß. "Für heutige Kinder und ihre Eltern", erläutert Regina Pantos weiter, "haben Trickfilme eine größere Bedeutung als gedruckte Comics. Sehr viele kennen die klassische Kinderliteratur nur als Animationsfilm - von Biene Maja über Heidi bis zu Wickie. Kinder, für die das Internet eine große Rolle spielt, finden dort ständig den Zusammenhang von Bild und Text. Für sie stellt sich die Frage gar nicht, warum das im Medium des gedrucktes Buches nicht so sein soll."

Auch Kinderbuchklassiker erscheinen als Comic-Romane

Neben den jüngeren und neu erdachten Geschichten gibt es bei den Comic-Romanen noch eine zweite Tendenz: Klassiker der Kinderliteratur wie etwa "Pinocchio", "Moby Dick" oder "Pünktchen und Anton" werden in die neue Text-Bild-Mischform übertragen und sollen so vor allem Lesemuffel animieren, altbekannte Stoffe kennen und lieben zu lernen. Doch Regina Pantos ist bei solchen nachträglichen Verwandlungen skeptisch und empfindet sie als eine Art Verstümmelung: "Ich frage mich bei diesen Produkten: Wo ist der Mehrwert gegenüber den ursprünglichen Büchern? Für mich gehen wichtige Nuancen der Originaltexte verloren, weil man mit Bildern anders erzählen muss als mit Worten. Es kommt zwangsläufig ein anderes Buch dabei heraus. In der Regel ist es nicht besser und damit eigentlich überflüssig. Ich glaube auch nicht, dass man dem Buch damit neue Leser erschließt." So bevorzugt die Jugendbuchexpertin Geschichten, die von vorne herein als Comic-Roman konzipiert waren. Dies sei sowohl in literarischer als auch in zeichnerischer Hinsicht wesentlich homogener und damit auch überzeugender.

Moderne Lausbubengeschichten am erfolgreichsten

Inhaltlich haben viele erfolgreiche Comic-Romane, die häufig in Tagebuchform daher kommen, eines gemeinsam: Ihre Protagonisten stehen allesamt in der Tradition berühmter, liebenswerter "Loser" wie Charlie Brown, Donald Duck oder dem Kleinen Nick und setzen die Erfolgsgeschichte pfiffig fort: Diese neuen "Helden" sind wie Greg oft sympathisch aufsässige Kinder, die mit Tricks und Kniffen gegen Erziehungsmaßnahmen, Schulprobleme oder gegen pubertätsbedingte Widrigkeiten ankämpfen und sich trotz aller Fettnäpfchen und Fehlschläge auf sehr unterhaltsame und humoristische Weise nicht unterkriegen lassen - wie eine moderne Form der Lausbubengeschichten mit hohem Identifikationsfaktor.

Welche populären und unterhaltsamen Comic-Romane aus gelangweilten Lesemuffeln vielleicht begeisterte Leseratten machen könnten, haben wir in einer kleinen Auswahl von sechs Buchtiteln zusammen gestellt, von denen es jeweils mehrere Folgen gibt: Lesetipps

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