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Kinderansprecher: So schützen Sie Ihr Kind vor Übergriffen


Regeln für Kinder und Eltern
Von Fremden angesprochen: So reagiert Ihr Kind richtig

t-online, Nicola Wilbrand-Donzelli

25.01.2017Lesedauer: 5 Min.
Eine Urangst von Eltern: Ihr Kind wird entführt. (Symbolbild)Vergrößern des BildesEine Urangst von Eltern: Ihr Kind wird entführt. (Symbolbild) (Quelle: dpa-bilder)
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Ein Unbekannter, der nichts Gutes im Schilde führt, spricht ein Kind an und lockt es zu sich ins Auto oder in eine Wohnung. Die Urangst vor einem solchen Horrorszenario treibt wohl alle Eltern um. Doch Kinder können lernen, sich zu schützen. Das bewahrt sie im Ernstfall vor Schlimmerem.

Gefühlt ist das Thema ständig präsent. Entweder wird in der Presse über Vorfälle mit "Kinder-Ansprechern" berichtet oder besorgte Eltern tauschen sich in Foren und den sozialen Netzwerken über ihre Ängste aus. Immer wieder erzählen sie auch über ganz reale Erlebnisse ihres Kindes.

"Eine erschreckende Erfahrung"

"Ich dachte immer, das wäre alles weit weg. Aber nein, es ist auch bei uns passiert", schreibt eine Mutter. "Gerade vor kurzem ist meine Tochter direkt vor ihrer Grundschule von einem unbekannten Mann angesprochen worden, ob sie nicht mal mit zu ihm möchte, er hätte Hunde-Babys zu Hause. Zum Glück ist sie gleich weggelaufen. Trotzdem ist das eine erschreckende Erfahrung. Wir sind gleich zur Polizei und zur Schulleitung. Doch wer der Typ war, weiß niemand. Er ist zum Glück nicht mehr aufgetaucht."

Die meisten Täter sind keine Unbekannten

Statistisch kommen Kriminaldelikte, bei denen Kinder von fremden Erwachsenen angesprochen werden und gegen ihren Willen mitgenommen werden, in Deutschland vergleichsweise selten vor. Passieren tatsächlich solche Übergriffe, die häufig mit sexuellem Missbrauch enden, ist es zumeist - so die Erkenntnisse der Ermittler - nicht der böse Unbekannte, sondern eine Person aus dem näheren Umfeld des Opfers.

Laut Erhebung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) gab es bei 35 Prozent der vom Statistischen Bundesamt im Jahrbuch 2016 aufgeführten 12.124 Fälle von sexuellem Missbrauch an Kindern keinerlei Vorbeziehung zwischen Täter und Opfer.

Überbehütung schadet

Wie aber können Eltern ihre Kinder auf eine mögliche Begegnung mit einem aufdringlichen Fremden vorbereiten, ohne dabei Panik zu schüren? Einen guten Leitfaden mit vielen nützlichen Ratschlägen bietet hierzu die Polizei. Dabei wird auf den jeweiligen Webseiten etwa der hessischen oder der nordrhein-westfälischen Ordnungshüter darauf hingewiesen, dass Eltern die Thematik möglichst behutsam, sachlich und ruhig ansprechen.

Das Ziel müsse immer sein, Gefahren bewusst zu machen und angemessene Verhaltensweisen aufzuzeigen, damit der Nachwuchs sie ohne Angst verinnerlicht. Denn je älter Kinder werden, desto selbstständiger möchten sie auch sein und den Weg zur Schule, zum Sport, zum Supermarkt oder zu Freunden irgendwann alleine meistern - ohne die omnipräsenten, behütenden Eltern.

Selbstbewusste Kinder werden seltener zu Opfern

So geht es bei den präventiven Selbstschutzmaßnahmen vor allem darum, das kindliche Selbstvertrauen zu stärken. Mädchen und Jungen, die sich außerhalb des Elternhauses allein bewegen dürfen, lernen sich nicht nur sich selbst kennen und einzuschätzen, sondern nehmen auch ihre Umgebung besser wahr.

Schon allein dadurch würde vielen Gefahren vorgebeugt, weil Kinder so eher aus der typischen Opferrolle hausfielen und Nein sagen könnten, kommentiert die Bonner Polizei. "Täter sprechen bevorzugt unsicher und unselbstständig wirkende Kinder an. Daher ist Selbstbewusstsein ein wirksamer Schutz."

Wann und wie lange Kinder allein unterwegs sein dürfen, ist eine Alters- und Ermessensfrage. Regeln dazu sollten in jeder Familie aufgestellt werden.

Wie Kinder reagieren sollten - Empfehlungen der Polizei

Sinnvoll ist es, wenn Eltern mit ihren Sprösslingen bestimmte Verhaltensregeln einüben und feste Absprachen treffen. Folgende Tipps können Gefahren vorbeugen und helfen Kindern, im Ernstfall das Richtige zu tun:

  • Abstand halten
    Wird ein Kind von einem Fremden angesprochen, ist es wichtig, räumliche Distanz zu wahren. Das gilt vor allem, wenn ein Auto anhält. Dann sollte sich das Kind niemals zu einem geöffneten Fenster hinunter beugen. Auch auf Zurufe und Aufforderungen aus größerer Entfernung sollten Mädchen und Jungs nicht reagieren. Ignoranz ist in diesem Fall besser als eine höfliche Antwort.
  • Sie statt Du
    Kinder sollten sich angewöhnen, unbekannte erwachsene Personen immer zu siezen, auch wenn ein Elternteil dabei ist. So ist es für umstehende Passanten in jeder Situation leicht zu erkennen, ob ein Fremder oder ein Vertrauter mit dem Kind spricht.
  • Abmachungen einhalten
    Kinder müssen lernen, sich zuverlässig an Verabredungen zu halten. Eltern sollten also immer wissen, wo ihre Kinder sind und wann sie wieder nach Hause kommen.
  • Sicherheitszonen verabreden
    Eltern sollten mit ihrem Kind den Weg zur Schule oder zu anderen regelmäßig besuchten Orten abgehen, um auf der Strecke mögliche Not-Anlauf-Punkte festzulegen. Das können belebte, öffentliche Orte wie etwa ein Café, eine Boutique oder ein Supermarkt sein, wo man schnell Hilfe finden kann. Ebenso hilfreich ist es, dass Kinder die Notrufnummer der Polizei kennen.
  • Gesunde Skepsis
    Zu den Grund-Lektionen gehört auch, dass Eltern den Kindern einimpfen, dass gerade besonders freundliche, hilfsbereite Fremde nicht immer gute Absichten haben. Dabei muss Kindern auch vermittelt werden, dass angebotene Geschenke, die Aussicht auf spannende Erlebnisse an einem anderen Ort oder eine angebliche Mitfahrgelegenheit im "Auftrag der Eltern" Mittel und Zweck sein können, um Vertrauen zu gewinnen und junge Opfer anzulocken.
  • Den Ernstfall üben
    Fühlt sich ein Kind bedrängt, sollte es immer um Hilfe rufen oder mit einem "Nein, das will ich nicht" lautstark auf seine Situation aufmerksam machen. Und es sollte, wenn möglich, zu einer der verabredeten Sicherheitszonen rennen.
  • Gemeinschaft macht stark
    Ein guter Schutz ist, wenn Jungen Mädchen ihre alltäglichen Wege nicht alleine, sondern in Gruppen gehen. So wird es grundsätzlich schwieriger, sich einem Kind unauffällig zu nähern und Kontakt zu knüpfen.
  • Vertraute Chauffeure
    Genau vereinbart werden muss auch, wer außer Mama und Papa Abholer-Dienste übernehmen darf. Das Kind sollte wissen, dass es - ohne Ausnahme - nur mit bestimmten Personen aus einem möglichst kleinen Kreis mitgehen oder mitfahren darf. Hilfreich ist dabei auch, mit dem Kind ein Passwort zu vereinbaren, das es bei Unsicherheit gegenüber dem Ersatz-Chauffeur einfordern kann.

Folgende Tipps sollten Eltern beherzigen

  • Immer ein offenes Ohr haben
    Eltern müssen ihrem Nachwuchs stets die Sicherheit geben, dass sie beständige Ansprechpartner sind, zu denen man mit allen Sorgen kommen kann. Besonders hellhörig sollten Mütter und Väter werden, wenn ihr Kind von einer seltsamen Situation oder von einer eigenartigen Person mit ungewöhnlichem Verhalten erzählt.
  • Vorbild sein
    Prinzipien, die Eltern von den Kindern erwarten, sollten sie selbst umsetzen. So lernt ein Kind Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit, wenn Mama und Papa Absprachen ebenfalls konsequent ernst nehmen. Auch beim Kontakt mit nicht vertrauten Menschen können Eltern vorleben, dass eine gewisse Distanz und Zurückhaltung oft angemessener ist, als zu viel Nähe.
  • Alles Privatsache
    Eltern sollten vermeiden, in sozialen Netzwerken Fotos ihrer Kinder zu veröffentlichen und darauf achten, dass ihre "Freunde" dort auch wirklich Freunde sind.
  • Versteckte Etiketten
    Niemals sollten Namensschilder der Kinder für jedermann gut lesbar außen auf der Kleidung oder auf dem Ranzen angebracht werden. Spricht nämlich ein Fremder ein Kind aufgrund solcher Informationen mit Vornamen an, glaubt es viel eher, dass es sich um einen Freund der Familie handelt.
  • Informationsaustausch
    Wenn Eltern etwas seltsam vorkommt, und ihr Kind tatsächlich von einem Unbekannten angesprochen oder sogar bedrängt wurde, sollten sofort die Polizei und die Schule beziehungsweise der Sportverein benachrichtigt werden. Nur so können Maßnahmen eingeleitet werden, die verhindern, dass sich gefährliche Begegnungen dieser Art wiederholen.
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