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Klopp mit Abschied zum Vergessen: Liverpool wohl ohne großen Titel


Klopps Ende in Liverpool
Nur Schall und Rauch


18.04.2024Lesedauer: 5 Min.
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Jürgen Klopp: Seinen Abschied aus Liverpool hat er sich wohl anders vorgestellt. (Quelle: IMAGO/David Rawcliffe/imago)

Das Ende von Jürgen Klopp in Liverpool naht. Sein Abschied sollte ein letzter Triumphzug werden. Die Realität ist eine andere.

In wenigen Wochen endet eine Ära: Jürgen Klopp und der FC Liverpool werden am Ende dieser Spielzeit nach neun gemeinsamen Jahren getrennte Wege gehen. Das gaben Verein und Trainer schon Ende Januar gemeinsam bekannt. Damals begründete Klopp diesen Schritt in einem Video des Klub-TVs mit den Worten "Ich habe keine Energie mehr". Auf einer Pressekonferenz kurze Zeit später legte er dann noch mal nach: "Meine Ressourcen sind nicht endlos", so der 56-Jährige. "Ich ziehe es vor, alles in diese Saison zu packen."

Vier Titel wären für den FC Liverpool zu diesem Zeitpunkt noch möglich gewesen. Die Abschiedstournee des Trainers, der mit dem Klub 2019 die Champions League und 2020 die Meisterschaft gewonnen hatte, sollte zu seinem finalen Triumphzug werden. Zweieinhalb Monate später sieht die Welt komplett anders aus. Klopps Abschied scheint einer zum Vergessen zu werden – wenn nicht noch ein Wunder geschieht.

Der perfekte Start und Klopps "speziellste Trophäe"

Dabei war der Start in die Farewell-Tour des Erfolgstrainers durchaus verheißungsvoll gewesen. Die Nachricht von Klopps Abschied, wenngleich sie insbesondere die Fans schockierte, schien die Liverpooler Mannschaft in der Folge noch einmal extra zu motivieren. Sie spielte, abgesehen von der 1:3-Niederlage gegen Arsenal Anfang Februar, befreit auf, eilte von Sieg zu Sieg. Verletzungspech und widerspenstige Gegner brachten Liverpool nicht aus dem Konzept. Selbst unter schwierigsten Bedingungen gelang es dem Team, die Spiele immer noch für sich zu entscheiden, so wie beim 1:0-Auswärtssieg in Nottingham, als Darwin Núñez den Siegtreffer in der neunten Minute der Nachspielzeit erzielte.

Auch den ersten Titel heimsten die "Reds" in dieser Zeit ein, wenngleich es wohl der bedeutungsloseste von den vieren war, die für einen englischen Top-Klub in einer Saison möglich sind. Ende Februar schlug die Klopp-Elf im Wembley Stadium den FC Chelsea im Finale des Ligapokals nach Verlängerung mit 1:0. Weil eine Reihe an Jugendspielern zum Einsatz gekommen waren und die Mannschaft trotzdem den Titel holte, sagte Klopp später: "Es gibt längere Karrieren als meine, aber in mehr als 20 Jahren ist das mit Abstand die speziellste Trophäe, die ich je gewonnen habe."

Der Knock-out beim Erzrivalen

Der Carabao Cup sollte jedoch nur der erste Schritt in Richtung einer Klopp'schen Abschiedssaison für die Ewigkeit sein. In der Meisterschaft, in der Europa League und im FA Cup schien Liverpool ebenfalls auf dem besten Weg, weitere Titel für den perfekten Abschluss unter dem besonders bei den Fans äußerst beliebten Trainer zu sammeln. Doch ausgerechnet der Erzrivale machte dem Klub aus der 500.000-Leute-Stadt im Nordwesten Englands Mitte März einen ersten Strich durch die Rechnung.

Es ist wohl dieser eine Abend im Old Trafford, der möglicherweise rückblickend den Bruch in der bis dahin märchenhaften Saison des FC Liverpool markiert. Im Viertelfinale des FA Cups verpasste es Liverpool bei Manchester United im zweiten Durchgang mehrfach auf 3:1 zu stellen, kassierte dann kurz vor Schluss den Ausgleich und musste in die Verlängerung. Dort ging der LFC erneut in Führung, fing sich aber kurz darauf erneut ein Gegentor und in der Nachspielzeit sogar noch einen weiteren Treffer. Der Knock-out und das Aus im in England so prestigeträchtigen Pokalwettbewerb.

Zwei schwere Patzer in einer Woche

Seitdem läuft es nicht mehr rund beim Team von Jürgen Klopp. Zwar konnte die Mannschaft in der Liga die beiden nachfolgenden Spiele noch gewinnen, doch dann war es Anfang April erneut der englische Rekordmeister, der Liverpool das Leben schwer machte.

Wieder musste man nach Manchester, dieses Mal für ein Ligaspiel. Wieder gab es ein böses Erwachen im Old Trafford. Zwar sicherte Torjäger Mohamed Salah mit einem spät verwandelten Foulelfmeter noch ein 2:2, doch durch das Remis gegen United gab Liverpool die Tabellenführung in der Premier League ab.

Das Titelrennen in Englands höchster Spielklasse ist in diesem Jahr so spannend wie lange nicht mehr. Gleich drei Mannschaften haben wenige Wochen vor Saisonende noch beste Chancen auf die Meisterschaft. Gemeinsam mit Liverpool marschieren der FC Arsenal und Manchester City an der Tabellenspitze seit Monaten im Gleichschritt. Ein Patzer kann bei der spielerischen Qualität der Top-Klubs bereits das vorzeitige Aus im Titelrennen bedeuten.

Liverpool hat sich von diesen Patzern innerhalb einer Woche aber sogar gleich zwei geleistet. Denn dem 2:2 bei Manchester United folgte am vergangenen Wochenende eine völlig überraschende 0:1-Heimpleite gegen den krassen Außenseiter Crystal Palace. Möglicherweise hat die Klopp-Elf innerhalb einer Woche den Titel in der Premier League verspielt.

Strauchelndes City? Kaum vorstellbar

"Wir müssen da sein, wenn die anderen Teams jetzt straucheln, falls sie straucheln. Das ist, wie es ist", sagte Klopp nach der Partie. Doch auch er dürfte wissen, dass gerade Seriensieger Manchester City im Saisonendspurt selten bis nie Punkte liegen lässt. Das hat die Elf von Ex-Bayern-Coach Pep Guardiola in den vergangenen Spielzeiten mehrfach unter Beweis gestellt.

Pl.MannschaftSp.SUNToreDiff.Pkt.Form
1
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Arsenal
35255585:28+5780
2
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ManCity
34247382:32+5079
3
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Liverpool
35229477:36+4175
4
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Villa
35207873:52+2167
5
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Tottenham
33186967:52+1560

Aktuell hat Liverpool auf Rang drei sechs Spieltage vor Schluss zwar nur zwei Zähler Rückstand auf den Spitzenreiter, doch dass der Triple-Sieger bei den Gegnern Brighton, Nottingham, Wolverhampton, Fulham, Tottenham und West Ham noch stolpern soll, scheint aktuell schwer vorstellbar. Zumal auch Liverpool sich gegen Fulham, Everton, West Ham, Tottenham, Aston Villa und die Wolves keinen Ausrutscher mehr erlauben darf und im Vergleich zu Arsenal und City das aktuell schlechteste Torverhältnis aufweist. Dass die Mannschaft die Meisterschaft noch einmal in der Klopp-Ära nach Anfield holen kann, wirkt unter diesen Umständen utopisch.

Letzte Chance: Sensationscomeback wie gegen Barcelona

Noch düsterer sieht es derweil in der Europa League aus. Der kollektive Glaube daran, den zweiten europäischen Titel unter Klopp zu gewinnen, hat sich zuletzt fast vollständig in Luft aufgelöst. Im Hinspiel im Viertelfinale des Wettbewerbs empfing Liverpool vergangenen Donnerstag Atalanta Bergamo – und verlor verdient mit 0:3. Denn: Gegen die Italiener lieferte insbesondere die Liverpooler Defensive einen phasenweise grotesken Auftritt ab, lud die Gäste förmlich zum Toreschießen ein. Jetzt steht der englische Traditionsklub im Rückspiel (ab 21 Uhr im Liveticker bei t-online) mit dem Rücken zur Wand.

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Die einzige Resthoffnung: Dem FC Liverpool gelingt ein ähnliches Sensationscomeback wie 2019 gegen den FC Barcelona. Damals hatte das Team im Camp Nou im Halbfinal-Hinspiel der Champions League eine herbe 0:3-Packung von der Mannschaft um Starspieler Lionel Messi einstecken müssen. Das Aus schien bereits besiegelt. Doch in einem denkwürdigen Spiel an der Anfield Road besiegte der FC Liverpool die Gäste aus Katalonien im Rückspiel mit 4:0, zog doch noch ins Endspiel ein und sicherte sich dort den Titel (2:0 gegen Tottenham).

Ein erneuter 4:0-Erfolg wie vor fünf Jahren, sogar aber schon ein 3:0, um sich in die Verlängerung zu retten, wären im Rückspiel in Bergamo eine Sensation. Nach dem Verlauf der jüngsten Liverpool-Partien ist davon aktuell nicht auszugehen. Klar ist auch: Bei einem Ausscheiden aus dem internationalen Geschäft würden die Träume vom idealen Abschied für Jürgen Klopp nach dem FA-Cup-Aus und den Patzern in der Liga den nächsten Dämpfer erhalten. Dabei schienen sie vor Kurzem noch realistisch und greifbar. Am Ende war wohl alles nur Schall und Rauch.

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